Ein Sommerspaziergang Phase 4

Die richtige Entscheidung

By on Juli 28, 2017

Ich habe meine Entscheidung eigentlich schon vor langem getroffen, ich konnte nicht ohne Tom und den Pupsen nach Monaco gehen. Trotzdem fühlte es sich falsch an. Christian, der Energetiker, den Tom und ich auf der GTA getroffen haben, meinte, wenn man, um sich von etwas zu überzeugen, Argumente dafür suchen muss, dann ist es nicht richtig.

Fast vs. 100%

Wie soll ich denn in Peillon, dem mit Tom ausgemachten Treffpunkt, sitzen und warten, wenn mich 4h, 12km, 530Hm rauf und 610Hm von Monaco trennen.
Das ist ungefähr so, als ob man einem 1000m Läufer 3m vorm Ziel sagt, er soll sich mal neben die Laufbahn setzten, sich die Laufschuhe ausziehen und entspannen und genießen;
oder wenn man am Pfadfingerlager 100 Kartoffeln schälen soll und bei der 97sten aufhört, alles abwäscht, sich mal nen Kaffee macht und neben den restlichen drei entspannt;
oder ein Buch liest, mitten im letzten Kapitel aufhört, es offen neben sich ablegt und genießt.

Kein Mensch würde warten und entspannen und genießen! Jeder würde die letzten m laufen, die letzten Kartoffeln schälen, das Buch fertig lesen!

Und ich soll warten?!
Entspannen, wenn ich noch gar nicht am Ziel war.
Genießen, wenn ich FAST am Ziel bin?
Ich bin kein FAST Mensch, ich bin ein 100% Mensch.

Glücklich sein

Diese Unsicherheit und Unentschlossenheit trübte die letzten Tage ziemlich, machte Tom und mich fertig und irgendwie konnte ich mich nicht mehr auf das was kommt freuen. Heute war meine letzte richtige Wanderung, meine letzte ernstzunehmende Etappe und ich konnte sie nicht genießen.

Bis etwas nach der heutigen vorletzten Stage konnte ich mich noch umentscheiden. Danach kam der Pass oder so etwas ähnliches, ich glaube in diesen Höhen kann man nicht mehr von Gebirgspässen sprechen. Jedenfalls ging es dann links nach Menton oder Monaco und rechts nach Peillon.
Die Stage war es dann, die meine Laune schließlich hob. Zuerst konnte ich nichts finden, aber dann sah ich, was ich brauchte und es zauberte mir ein Lächeln aufs Gesicht. Ab da ging es bergauf, nicht nur sprichwörtlich. 😉 Ging ich nicht Richtung Meer? Warum nochmal 1500Hm rauf? Ich musste doch Richtung 0 über dem Meeresspiegel!

Am Weg nach Peillon wartete noch Peille mit einem Kaffee und Magnum auf mich. Auch ein Klettersteig T5er ist da und der wartet auf Tom. 😉
Danach ging es abenteuerlich weiter. Koomi meinte wohl die letzten Tage waren ihr zu langweilig, immer nur Forststraßen, Schotterwege, unspannende Auf- und Abstiege. Statt mich den richtigen Wanderweg entlang zu leiten, schickte sie mich auf die Mountainbikestrecke. Das große MTB hätte mich wohl doch nachdenklich stimmen sollen. Es war ziemlich steil und forderte viel Konzentration und gefährlich war es wohl auch, da ich durchs Wildschweingebiet musste. Aber auch das war bald überstanden und ich schaffte es unbeschadet nach Peillon, wo ich mich auf eine schöne Auberge mit genialer Küche freuen durfte.

Die Franzosen und ich

Die Freude war kurz, denn als Begrüßung kam gleich mal die Nachricht, mein Zimmer wäre nur eine Nacht frei und ich musste dazwischen Zimmer wechseln. 😱 Sie gaben mir die Schuld, weil ich per Mail und nicht über booking.com gebucht hab. Dabei habe ich extra gefragt, wie ich buchen soll!! Ich hatte hier auch keinen Empfang und das WiFi ging im Zimmer nicht. Kurzfristig brach wiedermal meine Welt zusammen. Aber mir war in dem Moment alles egal, denn ich hatte noch einen Plan. Ich schmiss die schweren Sachen, wie z.B. die Honigmelone, die ich mitschleppte, ins Zimmer und ging los. Das Meer rief mich ganz laut!

Monaco

2h später war ich auf einem Felsen mit wunderbarer Draufsicht auf Monaco, aber dort zog es mich gar nicht hin. Darum ist es nie gegangen. Auch nicht ums Zehen ins Meer stecken. Das möchte ich mit Tom machen und auch acht Pfoten dabei haben. Auch den Sonnenuntergang und Sonnenaufgang, den es in den Bergen nie gab, möchte ich mit Tom am Strand von Monaco erleben. Das sind alles Momente, die ich mit ihm teilen möchte. Es war immer schon nur die eine Zielgerade, die ich fertig laufen wollte, die drei Kartoffeln die ich fertig schälen wollte, das Kapitel, das ich fertig lesen wollte oder eben meine Strecke bis ans Meer, die ich fertig wandern wollte. Das kann ich nur allein, denn das bin ich auch allein durchgegangen. Das wusste ich jetzt und es fühlte sich richtig an! Ich genoss meinen Abstieg zum Cap d’Ali, einem Örtchen angrenzend an Monaco, blieb immer wieder stehen, um die Weite des Meeres zu bestaunen. Es ist so ein krasser Gegensatz zu der Enge der Berge und so unbeschreiblich schön, nur nicht so beruhigend, wenn der Lärm von Monaco aufsteigt.

Um 18:30 betrat ich den Strand von Mala, tränenüberströmt, eh klar. Wenn ich das geahnt hätte, dass ich heute ans Meer gehe, hätte ich das Schminken gelassen. Und ich war glücklich und ich wusste, das war die einzig richtige Entscheidung! Ich habe es geschafft! Und ich bin stolz auf mich! Jetzt kann ich die zwei Tage in der Auberge in den Bergen, zu der ich mitm Taxi zurück gefahren bin, entspannt genießen, auf Tom warten und mich auf unser gemeinsames Beenden des Sommerspaziergangs von Graz nach Monaco freuen!

Tagesstatistik
zurückgelegte km: 31,1km
überwundene Höhenmeter: 1500 bergauf / 1820 bergab
höchster Punkt: 1080m – Cime du Farguet
tiefster Punkt: 0m – Plage de la Mala am Cap d’Ali
Stunden unterwegs: 11,5h

absolvierte Stages: 1
gefundene Geocaches: 0
davon T5: 0

Kosten: ?,-
Übernachtung: ?,-
Kaffee und Magnum in Peille: 5,50
Cockatil und Tunfisch am Strand: 48,-
Abendessen: ?
Links

Fotos von heute
zur Unterkunftsbewertung
Auberge de la Madone
Route auf Komoot

Route

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8 Comments
  1. Antworten

    Apollo

    Juli 28, 2017

    Schön, dass du DEINE Entscheidung gefunden hast! Warten und nicht warten. Ganz perfekt!

    Grad vor kurzem warst du noch bei uns und jetzt bist du am Meer. Unglaublich!

    Herzlichen Glückwunsch du verrücktes Huhn!
    😘

  2. Antworten

    Volker

    Juli 29, 2017

    So habe ich das von dir erwartet. Gratulation Ania!
    Ich bin inzwischen tief beeindruckt, was du da im Frühling geschafft hast und freu mich immer, wenn ich einen Cache nach deinem Pickerl loggen darf.
    Alles Liebe
    Volket

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      Juli 29, 2017

      Danke Dir!

      Deine Kommentare / Beiträge sind auch immer ein Ansporn gewesen!

      Jetzt habe ich dann endlich Zeit Deine Beiträge wirklich genau zu studieren und nicht nur zu überfliegen, freu mich schon drauf.
      Weiterhin tolle Wanderung!

  3. Antworten

    K2

    Juli 29, 2017

    Von Graz ans Meer.
    Dazwischen über die Hügel der Alpen.
    Gratulation !

    Cu K2.

  4. Antworten

    Martina

    Juli 29, 2017

    Gratuliere zu deinem Erfolg.

  5. Antworten

    Frank_Z

    Juli 31, 2017

    Gratulation zu deiner Ankunft am Meer. Zum Schluss ist es ja noch mal spannend geworden. In 100 Tagen, Respekt. Jetzt bin ich noch gespannt, wann denn das Log folgen wird. 😉

    Frank

    • Antworten

      K2

      Juli 31, 2017

      Wann es kommt oder mit welchem Datum ?

      Zu beidem habe ich eine Theorie:
      1. Wenn sich die Eindrücke etwas gesetzt haben.
      2. 31.07.2017

      Just my 2 cents,
      K2.

    • Antworten

      K2

      August 1, 2017

      Q.E.D.

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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