Ein Sommerspaziergang Rückreise

Pfirt di Tirol & Kärnten

By on August 9, 2017

An die erste Zeit in Österreich denke ich sehr gern zurück. Zwar komplett anders als das Piemont, war es auch ein wunderschöner Abschnitt. Einerseits sicher deshalb, weil es der Erste war, weil es der Anfang war. Alles war neu, alles noch viel überwältigender als später, alles eine Herausforderung und vieles eine große. Hier sah ich meinen ersten Wasserfall und meinen ersten Bergsee, das Meerauge, welches immer noch zu den schönsten dieser Wanderung zählt. Ich überschritt hier meinen ersten Pass, das erste Joch, war auf dem ersten Gipfel, sah das erste Gipfelkreuz. Hier gab es den ersten WOW-Effekt. Diese Erinnerungen prägen sich ein und sind schwer zu überbieten. Trotzdem glaube ich, dass die österreichischen Berge immer noch die Schönsten sind. Und man kann mir als gebürtiger Polin hier nicht mal Patriotismus nachsagen. 😉

Die Berge gehörten ganz allein den Pupsen und mir! Durch meinen frühen Start waren wir nicht nur die einzige Weitwanderin begleitet von zwei Wuffis, ich war die einzige Wanderin überhaupt. Wir trafen unterwegs niemanden, hatten jeden Gipfel für uns allein, konnten Rast machen, wo wir wollten. Das mögen manche als Nachteil sehen, für mich war es genau das richtige und gab die notwendige Ruhe, um in die Wanderung hinein zu kommen und an die Herausforderungen heranzuwachsen, von denen es ja ganz viele gab. Hier waren die Wanderwege noch nicht saisonklar und das war das Hauptproblem. Wenn das nicht gewesen wäre, wären es die schönsten Wanderweg der ganzen Reise. Immer wieder bot sich mal ein Bankerl und ein schönes Platzerl zum Rasten an. Das habe ich so sonst eigentlich nur manchmal in Südtirol gesehen und dort eigentlich nur an den Radwegen. Die Wege sind auch sicher gut markiert und es gibt viele Wegweiser, da achtete ich aber noch nicht so darauf. Die erste Phase ging ich fast nur nach Koomi. Ich wusste lange gar nicht auf welchem Wanderweg ich mich gerade befinde und welcher Nummerierung ich folgen muß. Erst auf der GTA verzichtete ich auf Koomi und zog sie nur mehr als Hilfe bei unklaren Abzweigungen zu Rate.

Auch die Hütten und Hüttenwirte hatten wir für uns allein. Das war, falls die Hütten bereits offen hatten, super, denn ich wurde überall herzlichst begrüßt und freundlich aufgenommen. Jeder hatte noch Zeit mit mir zu plaudern, mir gute Tipps zu geben, mit mir den Abend zu verbringen. Ich lernte viel über die Gegend und über den Hüttenwirt-Alltag und vor allem lernte ich ganz viele tolle Menschen kennen, die ich durch die “Nähe” zu Wien sicher öfters wiedersehen werde. Ich war hier auch eine Art Attraktion. Es sprach sich schnell herum, dass eine Wahnsinnige mit zwei Hunden Anfang Mai durch die Berge will und jeder wollte sich das live anschauen. So ergaben sich ganz lustige Abende.

Es war auch ein verhältnismäßig leichter Teil der Wanderung, bevor die richtigen Schwierigkeiten mit den unüberwindbaren Schneepässen, geschlossenen Berghütten und nicht fahrenden Bussen kamen. Während dieser Zeit dachte ich oft an den Kärntner Grenzweg und den Tiroler Höhenweg zurück und wünschte ich wäre wieder da.

Auch für die Pupsen war es sicher der schönste Teil. Für sie galt Ähnliches hier, wie für mich. Die Wege waren toll, das Wetter war kühl und jeder wollte sie streicheln. 🙂

Der gestrige Tag war der perfekte Abschluss, gefolgt heute morgen von dem letzten Yoga mit Blick auf die Berge beim Koschutahaus und einer Marmeladenverkostung zum Frühstück bei Michi und Magdalena.

Als wir heute das Grenzschild “Willkommen in der Steiermark” passierten, kullerten nochmal die letzten Trauertränen meine Wangen hinunter … nun war es wirklich vorbei. In Graz hat alles am 20. April begonnen, in Graz endete heute meine Reise nach 112 Tagen am 9. August mit einer kurzen Spazier-und Geocachingrunde mit den Pupsen im Kaiserwald. Wir spazierten entlang der “Pensionistenpromenade”, sehr passend, denn die Muskeln meldeten sich nach der gestrigen Tour ganz laut. Offenbar verwendet man beim Klettern andere als beim Wandern. Zum Abschluss gab es endlich wieder ein g’scheites T5 Bäumchen. Eigentlich wollten wir noch den einen oder anderen Cache am Heimweg mitnehmen, aber ich merkte dann, dass die Motivation nachließ. Auf einmal zog es mich ganz stark nach Hause! Ja, ich werde die Berge vermissen und ja, es wird ein tiefes Loch in mir entstehen, aber jetzt gerade freue ich mich schon auf die Babies, auf den Garten, auf den Pool, auf’s Sitzsacken, ich glaube sogar ein bisschen aufs Programmieren. Auch die Lust den anderen Hobbies wieder nachzugehen, stieg mit jedem Kilometer den wir uns an Wien näherten, dem Brettspielen, dem Bogenschießen, dem Lesen, dem Kochen, dem Freunde treffen, dem Kino gehen, …. Wandern, Klettern, Geocachen und nun neu Klettersteigen stelle ich jetzt mal vielleicht etwas in den Hintergrund. Andererseits habe ich bereits nachgeschaut: von zuhause nach Tulln sind es 26,7km, 570HM rauf, 640HM runter.

Um 17:30 fuhren wir nach Wien hinein. Ich dachte, die Großstadt wäre schlimmer, aber es war gar nicht so schlimm. Die Schilder auf der Autobahn sind fast wie Wanderschilder, nur etwas größer. Den Verkehr kann man ausblenden, wenn man ganz aufgeregt ist, bald zuhause zu sein. Die Luft … ist in Wien gottseidank nicht so schlecht. Außerdem waren wir 30 Minuten später schon in unserem kleinen wilden Paradies und ich wurde schnurrend empfangen. …

Wie das nachhause kommen war? Das muss ich erst verarbeiten, mehr dazu dann morgen.

Geocaching-Statistik
gefunden Geocaches: 2
davon T5er: 1
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Fotos – 09.08.2017

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9 Comments
  1. Antworten

    Apollo

    August 9, 2017

    27km in die Punschkuchl. Ein Klacks für dich!
    😉😗

  2. Antworten

    K2

    August 9, 2017

    Willkommen zu Hause !
    Die Heimat lernt man in der Ferne geschätzt zu haben.

    Ganz liebe Grüße von westlich des Brenners, K2.

  3. Antworten

    Frank_Z

    August 10, 2017

    Hallo Ania,

    hoffe, dass du dich nach so langer Zeit wieder schnell zu Hause einlebst.
    Nun gibt es auch einen Wanderführer für Wien-Graz-Lago Maggiore:
    https://www.rother.de/rother%20wanderf%FChrer-wien%20-%20lago%20maggiore-4510.htm
    Allerdings etwas andere Strecke.

    Viele Grüße

    Frank

  4. Antworten

    Martin

    August 10, 2017

    Vielen Dank Ania für die Karte mit persönlichem Text! Ich hab mir wirklich gefreut, zumal ich selber vergessen habe, von Monaco eine Richtung Wien zu schicken …

    Merci!

  5. Antworten

    natascha

    August 10, 2017

    welcome back!!!

  6. Antworten

    Neo777

    August 10, 2017

    Hallo Ania,
    auch von uns vielen Dank für die Karte und die nette persönliche Nachricht. Dir wünschen wir viel Freude wieder daheim, und viel Spaß bei deinem Event! Wir wären gerne dabei, haben allerdings an dem Wochenende anderweitige Verpflichtungen. Viele Grüße!

    • Antworten

      weltraumaeffchen

      August 11, 2017

      das ist aber schade 🙁

      ich hoffe, es ergibt sich mal etwas anderes! Oder Eure Verpflichtung verschiebt sich, man darf ja hoffen 😉

  7. Antworten

    silvia

    August 10, 2017

    Ein allerherzlichstes Willkommen zuhause. Lg

  8. Antworten

    weltraumaeffchen

    August 11, 2017

    Freut mich, dass die Karten angekommen sind!

    Und danke Euch allen für die lieben Willkommensworte!

    Ich werde Euch vermissen ….
    Ich werde das Schrieben vermissen …

    aber vielleicht hat Volker ja recht 😉

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Höhe statt Ferne

zur StoryView more

2017 war für mich das Jahr der weiten Wanderung – in 100 Tagen ging ich von Graz nach Monaco.

Als ich damals im Piemont am Monte Rosa vorbeigewandert bin, wusste ich … irgendwann werde ich diesen Gebirgszug nicht nur aus der Ferne betrachten. Aus “irgendwann” wurde “sehr bald” …

… und so habe ich 2018 meine Prioritäten anders gelegt und mich unter dem Motto “Höhe statt Ferne” kürzer, dafür höher nach oben orientiert und auf einer zweitägigen Tour meine ersten 4.000er Gipfel bestiegen und auf der höchsten Berghütte Europas übernachtet.

In meinem Tagebuch kannst Du über dieses besondere Erlebnis nachlesen.

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