ein Jahr später
Es ist nun auf den Tag genau ein Jahr her, als ich mir dachte, lieber nicht viel nachdenken, sonst bleibe ich da.
Als ich an diesem für mich so bedeutenden Donnerstag aufwachte, hat mich die Welt in weiß und grau begrüßt. Für den Anfang sehr passend, was ich damals aber noch nicht wusste, so wie ich auch vieles anderes nicht, wie zum Beispiel
- was ein Weitwanderweg ist und dass ich einigen über Tage hinweg folgen würde,
- was eine schwarze Weg-Markierung bedeutet,
- dass diese gelben Forstsperrgebietsschilder ernster zu nehmen sind,
- was eine Frigga ist,
- dass es eigentlich viel zu früh im Jahr war,
- wie man ein Zimmer für eine Person und zwei Hunde auf italienisch reserviert,
- dass französische Nationalparks keine Hunde erlauben
aber vor allem, dass ich 100 Tage später tatsächlich am Strand bei Monaco stehen werde.
Letzteres schien damals so weit weg, so unerreichbar. Es ging einfach in erster Linie mal um’s Gehen. Und das tat ich. Ich ging. Von Graz nach Monaco, 1500km, 80.000HM, in 100 Tagen.
Heute, 365 Tage später, begrüßte mich die Sonne am wolkenfreien Himmel, begleitet vom Zwitschern der Vögel. Der Garten, chaotisch wie er bei uns nun mal ist, strahlte in vollem Grün mit ganz viel bunten Fleckerln, da ein Löwenzahn, dort ein violett blühendes Unkraut, hier die weißen Kirschblüten, die einen fruchtreichen Sommer versprechen, dort rosa Pfirsichblüten. Und mitten drinnen eine einsame Tulpe, der die Wiese ganz allein gehört – die einsame Kämpferin. So wie ich damals anfänglich die Berge für mich allein hatte. Einsam war ich nie. Meine treuen Begleiterinnen wanderten mit, wir waren ein Team. Es waren immer WIR, nie ein ICH. Aber auch die Unterstützung zu Hause von Tom, meinen Eltern, meinen Freunden und lesenden Mitwanderern ließ mich nie einsam sein. Allein ja, aber nie einsam.
Wäre es damals so schön gewesen, wäre ich dann gegangen? Hätte ich all das gewusst, was ich jetzt weiß, hätte ich mich getraut? Wäre ich besser vorbereitet gewesen und hätte ich mehr über mein Vorhaben nachgedacht, wäre ich dann am 20.04.2017 nach Graz gefahren, um am Freitag drauf nach Monaco aufzubrechen? Wahrscheinlich nicht. Und deswegen war es gut so, war es richtig so …. einfach drauf los zu gehen. Denn es war eines der besseren Dinge, die ich in meinem Leben getan habe.
Heute fiel es mir schwer wegzufahren. Es ist einfach zu schön bei uns. Aber es sind nur zwei Wochen und es begleiten mich nicht nur die Pupsen, auch Tom ist mit von der Partie, bei unserem spontanen Wander-, Kletter-, Abenteuer-, Geocaching- und Freundetreffurlaub mit’m Duki.
Geplant war alles anders, dann zog uns ein kleiner Bazilus nen Strich durch die Rechnung, aber dazu ein andermal.
Jetzt sitzen wir gerade bei einem Gläschen Muskateller-Prosecco an genau dem selben Tisch, von dem ich letztes Jahr völlig unverhofft K2 über den Geocaching Messanger eine Nachricht darüber zukommen ließ, dass ich morgen seinen Multi beginnen würden. Jetzt, wo ich ihn etwas besser kenne, würde ich vieles dafür geben, seinen damaligen Gesichtsausdruck zu sehen 😜.
Die Antwort war eher kühl. Im Nachhinein betrachtet völlig verständlich. Welche Wahnsinnige geht mitten im Winter mit zwei Hunden von Graz nach Monaco. Die kann es nicht ernst meinen!
Aber ich meinte es ernst und als das auch K2 merkte, stand er mir mit Rat und Tat stets zur Seite und begleitete mich per Mail und Telefon, bis ich ihn dann endlich im finsteren Tal traf. Eine Person, die nun immer einen besonderen Platz in meinem Leben haben wird und über deren Besuch ich mich immer freue. Immerhin zeigte er mir nicht nur Monaco. Bei seinem letzten Besuch in Wien schlenderten wir zu viert plus natürlich die Wuffis durch die Innenstadt von Wien und bewunderten kleine Gasserln, Durchhäuser (von denen es immerhin 700 in Wien gibt) und verzauberte Plätzchen. Man sollte wirklich immer mit offenen Augen durchs Leben gehen, denn es gibt immer was zu sehen. Und es ist überall schön, auch oder vor allem zuhause. Ich wollte heuer unbedingt wieder nach Prag auf den Ostermarkt. Ich hatte diesen von unserem Ausflug 2015 sehr nett in Erinnerung. Nun hat sich herausgestellt, dass der Ostermarkt auf der Freyung auch einiges zu bieten hat, sogar leckeren Trdla. Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Glück so nah ist.
Eine wichtige Erkenntnis auf die Tom und ich im Aiola Upstairs ein Jahr später anstossen, und darauf, dass wir hier zu zweit sind. Denn das war vor einem Jahr noch nicht sicher.
… to be continued …
K2
Liebe Ania.
Einem jeden Ende wohnt auch ein Anfang inne.
Deine aktueller Artikel stimmt freudig und melancholisch zugleich, er verbindet die naive Hoffnung und die realen Erlebnisse, die unerfahrene Abenteuerlust und die erfahrene (potentielle) Wiederholungstäterin, aber am meisten freut mich der letzte Absatz (also nicht der, daß es weiter geht 😉 für Euch beide, die ich 2017 kennenlernen durfte.
Sonnige Grüße aus dem Nordwesten,
K2.
P.S.: Ich warte noch auf die Mail-Benachrichtigungs-Funktion für neue Beiträge, Antworten und/oder Kommentare 😉
P.P.S.: 10 min vor Deiner Mail habe ich den 30. Juni 2018 im finsteren Tal fixiert.
P.P.P.S.: Zum Thema Gesichtsausdruck April, 2017: Er würde wohl in Deiner Statistik in die letzte Kategorie fallen – die, wo lange die 0 stand 😉
Wo man übrigens ganz österreichisch offiziell Deine glücklichen Umstände (auch im aktuellen Vergleich – mit der Erstbegehung zu vergleichen) nachlesen kann (sonst hätte der Martin schon recht behalten):
Winter 2016/2017: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/einer-der-drei-sonnigsten-winter-der-messgeschichte
Winter 2017/2018: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/winter-2017-2018-trueb-und-im-grossteil-des-berglands-viel-schnee
Martin
Jössas, das Kaffeehäferl ist weg! Auf den Schreck brauch ich jetzt erst einmal einen Espresso! 🙂
Schöner aufrichtiger Rückblick, gefällt mir.
Lass mal hören K2 – was ist denn heuer so an Abenteu(r)ern zu erwarten?